Jeder Mensch ist stolz auf das, was er gelernt hat und das, was er richtig gut kann. Dabei vergessen wir allzu gerne, wem wir unser Wissen und Können zu verdanken haben. Dieser Beitrag – es könnte auch eine ganze Serie daraus werden – möchte dazu sensibilisieren, dass wir erkennen, dass wir alles, was wir wissen und können, jemandem zu verdanken haben.
Seit Generationen haben die Menschen, die ihr Wissen und Ihre Erfahrungen an andere weitergegeben haben, eine der wichtigsten Rollen in der Entwicklung unserer Gesellschaft gespielt. Halten wir kurz inne, um sie gebührend zu anerkennen und ihnen unseren Dank auszusprechen.
Lehrer sind Leader
Ob wir uns das bewusst sind oder nicht, Lehrer sind Leader führen die Lernenden von einem bestimmten Ausgangspunkt zu einem gewünschten Endpunkt. Das kann auf ganz unterschiedliche Art und Weise geschehen und die Meinungen darüber, wie das am besten geschieht, sind so vielzählig wie die Anzahl der Personen, die etwas weitergeben möchten.
Ein grosser Irrglaube besteht darin, dass es ein guter Lehrer schafft, in der verfügbaren Zeit möglichst viel Inhalt zu vermitteln. Wer die Traditionen in Jahrtausend alten Kulturen studiert, stellt rasch fest, dass dies nicht der Fall ist. Gute Lehrer sind diejenigen, welche ihre Schüler für ihr Thema begeistern und das Beste aus ihnen hervorbringen können. Jeder Mensch kommt mit bestimmten Anlagen zur Welt und wenn ein Lehrer es schafft, auf diese zu bauen, dann stärkt er nicht nur das Selbstbewusstsein des Schülers, sondern ist auch in der Lage, das Neue mit dem bereits Vorhandenen zu verknüpfen. Die besten Lehrer sind die, die nicht versuchen etwas in die Schüler hineinzupauken, sondern das Beste aus ihnen hervorzubringen.
Je mehr ein Lehrer seinen Schülern zutraut, desto mehr können sie über sich hinauswachsen. Denn jeder Mensch verfügt über unendlich viel Potenzial; die Frage ist nur, ob es dem Lehrer gelingt, dieses freizusetzen.
Das Lernen beginnt schon vor der Geburt
Unzählige wissenschaftliche Studien belegen ohne jeden Zweifel, dass unsere Umwelt uns schon vor unserer Geburt prägt. Den grössten Einfluss haben dabei die Menschen, die uns am nächsten sind. Wie diese mit uns reden, ob laut oder nur in Gedanken, hat einen grossen Einfluss auf viele Glaubenssätze, die wir oft ein Leben lang mit uns herumtragen. Ob wir uns willkommen fühlen oder ob wir ständig Angst davor haben abgelehnt zu werden, geht oft auf diese Einflüsse zurück.
Wer in der glücklichen Situation ist, ein Kind zu erwarten hat also eine grosse Verantwortung und eine noch grössere Chance, dem Kind eine wunderbare Grundlage für ein erfülltes und glückliches Leben mitzugeben.
Die ersten Lebensjahre sind ungemein bedeutend
Ebenso wichtig, wie die Zeit vor der Geburt, sind die ersten Lebensjahre, wo wir ganz viele Dinge lernen. Wir lernen zu sitzen, zu essen, uns mitzuteilen, später dann, zu laufen und zu reden. Mit dem Eintritt in den Kindergarten lernen wir auch soziales Verhalten, die Art und Weise, wie wir mit anderen umgehen. Alles unglaublich wichtige Dinge, die einen grossen Einfluss darauf haben, wie unser späteres Leben verlaufen wird.
All die Menschen, die uns in dieser Zeit begleiten sind unsere Lehrer und Vorbilder – gute wie weniger gute. Vieles erlernen wir durch Nachahmen, anderes wiederum durch systematischen Erwerb von Informationen und Fähigkeiten. Wenn wir viele Jahre später auf diese Zeit zurückblicken, können wir nur erahnen, wie viele Menschen uns auf das Leben vorbereitet haben. Es gibt dieses Bild, das besagt, dass ein Kind wie eine leere Schiefertafel (das gab es noch, als ich aufgewachsen bin) ist und dass jeder, der an der Tafel vorbeikommt etwas darauf schreibt.
Mir gefällt dieses Bild, denn ich selber habe die Wahl, was auf der Tafel stehen bleibt und was ich auswische. Ich bin es, der bewusst oder unbewusst wählt, was er glaubt, für richtig hält und wieder an andere weitergibt.
Ehre, wem Ehre gebührt
Ich möchte hier dazu einladen, sich einmal Gedanken darüber zu machen, von wem man was auf seinem Lebensweg mitbekommen hat. Wenn man sich so richtig klar darüber wird, was man alles für unglaubliche Geschenke erhalten hat, dann ist das vielleicht ein guter Zeitpunkt, dafür all diesen Menschen danke zu sagen.
Ich bin enorm dankbar für alles, was mir in meinem Leben zuteil geworden ist. Und so paradox es klingen mag, die grössten Geschenke ware oft nicht verbale Schläge ins Gesicht. Vieles, was mich, als ich es entgegennehmen musste, frustriert, verärgert oder gekränkt hat, hat mich letztendlich zu einem besseren Menschen gemacht. Darum bin ich allen sehr dankbar, die mir dabei geholfen haben, meine Persönlichkeit zu formen.
Hat man das einmal erkannt, dann geht es nicht mehr anders als dass man selber Verantwortung übernehmen muss und zwar für alles. Ich bin mir heute sehr bewusst, wie ich mit mir selbst und anderen umgehe und es erfüllt mich mit grosser Freude, dass ich jeden Tag ein bisschen besser werde. Die Möglichkeiten sind grenzenlos.
Wähle deine Lehrer mit Bedacht
Wer an dem Punkt angekommen ist, dass er das nicht nur nachvollziehen, sondern selbstbestimmt leben will, der sollte achtsam sein in der Wahl seiner Lehrer. Die Menschen, die wir ab jetzt beobachten, bewundern, ja vielleicht sogar verehren sind nicht verantwortlich dafür, was wir von ihnen übernehmen. Wir haben die Wahl. Wer eine klare Vorstellung davon hat, was für ein Mensch er in Zukunft sein möchte, tut gut daran, sich mit Menschen zu beschäftigen, die das schon erreicht haben.
Wer die Qualitäten eines Abraham Lincoln oder eines Gandhi erwerben möchte, sollte das Leben von diesen Menschen studieren. Anhand des Lebensweges dieser Menschen und vor allem aufgrund der grossen Schwierigkeiten, die sie überwinden mussten, sind sie zu dem geworden, was wir an ihnen bewundern. Haben wir den Mut und den Durchhaltewillen, diese Hürden ebenfalls zu nehmen, können wir alles lernen was wir wollen.
Menschen, die mich beeinflusst und geformt haben
Damit man nachvollziehen kann, warum ich so bin, wie ich heute bin, möchte ich einige der Personen nennen, von denen ich viel gelernt habe. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich über einige von ihnen in Zukunft mehr schreiben werde, einerseits aus Dankbarkeit und andererseits, um all die Lektionen mit anderen zu teilen, die ich lernen durfte. Heute bin ich allen Menschen dankbar, für das, was ich durch sie lernen durfte. Darum will ich schon gar nicht den Versuch machen, sie nach Wichtigkeit zu ordnen. Der Einfachheit halber zähle ich sie in chronologischer Reihenfolge auf.
Natürlich gab es noch viele andere Menschen, die Einfluss auf mich genommen haben und die ich hier nicht alle aufzählen kann und will. Einerseits weil ihr Einfluss nicht gut und/oder nicht nachhaltig war.
Meine ersten zehn Lebensjahre wurden beeinflusst und geprägt durch:
- meine Eltern, Annemarie und Erhard Rüttimann
- meine Patentante, Rina Kunz-Baron
- meine Grosseltern, J. + M. Jäger-Wild, O. + M. Rüttimann Gyr
- mein Onkel, Hugo Rüttimann
- mein Patenonkel und meine Tante, Oskar + Ida Rüttimann
- meine Sonntagsschullehrerin, Frau Bader
- Radweltmeister, Hans Knecht
- meine erste Lehrerin, Regula Scheidegger
- mein Mittelstufe-Lehrer, Josef Lüthi
- Tour der France Sieger und Radweltmeister, Ferdy Kübler
- Skirennfahrer Bernhard Russi
- mein Trompetenlehrer, Frantisek Tichy
- meine Freunde, Schulkameraden und Nachbarn
Erhard Rüttimann ist Trainer der Personal Breakthrough Academy.