Menschen sind ähnlich wie Pflanzen und wenn man will, dass sie richtig aufblühen und gedeihen, dann sollte man sie sorgfältig und liebevoll behandeln. Begriffe und Redewendungen der Alltagssprache zeigen, dass die Erscheinungsformen und Bedeutungen der Pflanzen so vielfältig wie die von Menschen sind. Jemanden als „zartes Pflänzchen“ zu bezeichnen, deutet dessen Verletzlichkeit und Empfindlichkeit an; „Unkraut vergeht nicht“ verweist dagegen auf die Widerstandskraft und Zähigkeit einer Person. Und etwas anzupflanzen steht symbolisch für Wachstums- und Lebensförderung, was als Zeichen der Hoffnung gilt. Man erinnere sich an den bekannten Satz von Martin Luther: „Und wenn morgen die Welt unterginge, so pflanzte ich heute einen Apfelbaum.“
Was hat das nun mit Leadership zu tun?
Der Ursprung des Vergleichs zwischen Pflanzenzucht und Leadership stammt von einem Zitat des berühmten Botanikers Luther Burbank (1849 -1926): „Was wir heutzutage dringend brauchen, sind neue Erziehungsmethoden – kühne Experimente. Oft haben die gewagtesten Versuche die besten Blumen und Früchte hervorgebracht. Auch auf dem Gebiet der Jugenderziehung sollte man den Mut haben, eine Reihe von Neuerungen einzuführen.“
Luther Burbank hat schon vor knapp 100 Jahren in seine Buch „Die Zucht der Menschenpflanze“ über die Prinzipien geschrieben, die wir heute in Leadership Trainings anwenden sollten. Diese Prinzipien basieren auf Naturgesetzen und sind universell gültig. Und genau das hat Burbank mit seinen Pflanzenexperimenten anschaulich bewiesen. So hat er zum Beispiel eine Kakteenart gezüchtet, welche keine Stacheln hat. Das Beeindruckende dabei ist, wie er das geschafft hat. Er hat ständig mit seinen Pflanzen gesprochen, um Schwingungen der Liebe zu erzeugen. Er hat den Kakteen immer wieder versichert, dass sie nichts zu befürchten haben und dass er sie beschützt, so dass sie ihre Stacheln gar nicht brauchen. Dies tat er solange, bis er tatsächlich eine neue Art hervorgebracht hat, die keine Stacheln mehr hatte.
Man mag sich nun fragen, ob das ein Zufall war und wissenschaftlich gar nicht zu belegen ist? Doch dem ist nicht so, denn „Burbank“, so lautete sein offizielles botanisches Kürzel, hat diese Methode breitflächig eingesetzt und damit unzählige weitere Erfolge erzielt, die ihm grosse Bekanntheit eingebracht haben. So gehört zum Beispiel die Russet Burbank Kartoffel heute noch zu den Erfolgreichsten in den USA. Luther Burbank bewies anhand eines Walnussbaumes, dass sich die natürliche Entwicklung eines Gewächses mit den richtigen Methoden erheblich beschleunigen lässt. Es gelang ihm, bereits nach 16 Jahren Nüsse von einem Walnussbaum zu ernten, was normalerweise doppelt so lange dauern würde. Wie gut würde sich wohl ein Mensch entwickeln, wenn er in den ersten sechzehn Jahren seines Lebens eine solche Behandlung bekommen würde?
Es gäbe noch soviel über Luther Burbank und sein wunderbares Leben zu sagen, doch wollen wir uns in diesem kurzen Beitrag auf eine einzige, wichtige Frage konzentrieren:
Welche Resultate könnte man mit Burbanks Methoden im Umgang mit Menschen erzielen?
Es wird wohl kaum jemand bestreiten, dass ein menschliches Wesen über mindest soviel Intelligenz verfügt wie eine Pflanze, oder? Die Frage ist nur, wie kann man dasselbe auch bei Menschen erreichen, was Burbank bei Pflanzen gelungen ist? Und die Antwort ist ganz einfach: mit Liebe und Geduld. Denn das waren unter anderem die wichtigsten Komponenten, welche Burbank bei seinen Forschungen angewendet hat. In den Worten Burbanks ausgedrückt: „Ich betrachte die ganze Menschheit als eine Pflanze, die nichts als Liebe, ein gesundes Leben in freier Natur und intelligente Kreuzung und Auslese braucht, um höchste Erfüllung zu finden.“
Wenn man die Werke Burbanks genauer studiert, wird man feststellen, dass er enorm vom guten Umgang mit Kindern beeinflusst war. Obwohl er selber keine Kinder hatte, studierte er Kindererziehung bis ins letzte Detail und meiner Meinung nach hat er viele der Methoden, die er später zum Züchten von neuen Pflanzensorten anwandte, aus dem Studium der Kindererziehung übernommen. Schwer beeindruckt war Burbank vom Gedankengut des Erfinders des Kindergartens, Friedrich Fröbel (1782 – 1852), der seinerseits ein Schüler Pestalozzis war. Fröbel erkannte nämlich, dass die Ausbildung der Kinder lange vor der Schulzeit beginnt und dass die Jahre von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr prägend für den Verlauf eines Menschenlebens sind. Aufgrund dieser Erkenntnis entwickelte er den Kindergarten.
Wie man als Leader Menschen entwickeln kann
Wenn wir als Leader das Beste aus den Menschen hervorbringen wollen, dann müssen wir da ansetzen, wo das Potenzial eingeschränkt worden ist – im frühen Kindheitsalter. „Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit“, sagt ein bekanntes Sprichwort und das ist absolut richtig. Wenn wir also Menschen helfen wollen, auf ihr ganzes Potenzial zugreifen zu können, dann ist es hochwirksam, wenn wir damit beginnen, die einschränkenden Glaubenssätze durch neue, wünschenswerte zu ersetzen. Und das machen wir am besten auf spielerische Art und Weise. Was im Kindergarten wirkt, wirkt auch im Geschäft, in der Familie oder in der Freizeit. Miteinander spielen, singen, basteln und seiner Persönlichkeit auf verschiedenste Art und Weise Ausdruck zu verleihen macht nicht nur glücklich und gesund, sondern weicht auch die alten Programmierungen in unserem Gehirn auf. Es werden neue Nervenbahnen im Gehirn aktiviert und es kann sich für Neues öffnen.
Lassen wir uns also beim Umgang mit anderen von der Pflanzenzucht inspirieren, indem wir alle Menschen wie verletzliche Pflänzchen behandeln. Seien wir liebevoll und geduldig und geben Jedem die Möglichkeit sich so auszudrücken, wie es ihm am besten entspricht. Denken wir immer daran: “Das, was wir säen, werden wir auch ernten.” Diesen Umgang mit sich selbst und Anderen nennen wir Heartfelt Leadership.
Mini-Tipps für Leader
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Geben Sie ausschliesslich positives Feedback
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Nutzen Sie Debriefings statt konstruktive Kritik
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Erzählen Sie Fabeln, Parabeln und Geschichten mit einer Moral
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Geben Sie den Team-Mitgliedern die Möglichkeit etwas zu erschaffen (Kreativzeit)
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Singen und spielen Sie zusammen (es gibt viele gute Lernspiele)
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Loben Sie oft und das mit ehrlicher Anerkennung
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Denken Sie positiv über die Menschen
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Suchen Sie in allem und jedem das Gute (statt das, was falsch ist)